Beschreibung
Wie wird in und mit dokumentarischen Filmen an Holocaust und Nationalsozialismus erinnert? Und wie gehen solche Medienangebote mit der Herausforderung um, den Holocaust auf eine Art und Weise zu repräsentieren, die den damaligen Ereignissen und den Erfahrungen der Überlebenden gerecht wird? Diese Studie legt dar, dass die ersten Verfahren des Internationalen Gerichtshofs zu den Verbrechen der Nationalsozialisten, wie der erste Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher oder der Jerusalemer Prozess gegen Adolf Eichmann, einen Gedächtnisrahmen bildeten. Durch die Selektion von Quellen und die Rekonstruktion bzw. Vergegenwärtigung der Vergangenheit wurde ein übergeordnetes Archiv an Medienangeboten, Narrativen, Sichtweisen und Erinnerungspraktiken geschaffen, das bis heute als Modell dient, um den Holocaust überhaupt zeigen zu können. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Dokumentarfilms. In einer Gegenüberstellung der unmittelbaren Nachkriegszeit bis Anfang der 1960er-Jahre mit den ersten beiden Dekaden des neuen Jahrtausends wird deutlich, dass die gedächtnisrahmende Funktion von NS-Prozessen bis heute ihre Spuren hinterlassen und wesentlichen Einfluss auf die von Medien geprägte Erinnerungskultur genommen hat.
Götz Lachwitz ist Medien- und Kulturwissenschaftler. Nach einer Ausbildung zum Tontechniker studierte er in Bonn und Salamanca. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Konstanz und Potsdam-Babelsberg promovierte er mit dem vorliegenden Buch an der Universität Hamburg.